Für uns ging es Anfang September in die Flitterwochen auf Kreta. Schon im Vorfeld war für uns klar, dass wir diese Reise nicht ohne einen felligen Begleiter im Gepäck beenden möchten. Oh nein, kein drittes Hundekind! Wir wollten aber gerne ermöglichen, dass eine Familie ihr neues felliges Mitglied in die Arme schließen kann. Viele Adoptanten müssen nämlich leider mehrere Wochen warten, bis sie ihrer Fellnase endlich die lang aufbewahrte Liebe, das eigene Körbchen sowie Spielzeug zeigen können. Ein Grund dafür ist, dass immer wieder Flugpaten fehlen, ohne die ein Hund nicht legal einfliegen darf.
Mit diesem Blogbeitrag möchten wir aufzeigen, wie einfach es war Flugpatinnen zu werden und was für ein wundervoll emotionales Erlebnis es für uns war, dass wir auf keinen Fall missen möchten. Ein schöneres Ende als die Übergabe von Winston an seine neue Familie hätten wir uns nämlich nicht vorstellen können.
Was ist denn eigentlich ein Flugpate / eine Flugpatin?
Unsere Amy kam mit einem vom Verein organisierten Transportunternehmen von Rumänien nach Deutschland. Tierschutzvereine, welche beispielsweise nicht auf einem Festland ansässig sind, können jedoch nicht auf solch spezialisierte Tiertransportunternehmen zurückgreifen. Hier werden Flugpaten benötigt, denn ein Hund darf nicht unbegleitet bzw. ohne formalen „Besitzer“ reisen. Die Fellnase ist während des Fluges formal „Dein“ Hund und damit begleitest du die Fellnase in sein neues Zuhause.
Wie wurden wir Flugpatinnen?
Wir verfolgen schon seit längerer Zeit die wundervolle Tierschutzarbeit vom TSV Südkreta auf Instagram und wissen dadurch auch, dass der Verein immer wieder auf der Suche nach Flugpaten / Flugpatinnen ist. Nach der Buchung unseres Urlaubs im Reisebüro haben wir mit dem Verein Kontakt aufgenommen und gesagt, dass wir gerne Flugpatinnen werden möchten. Wir haben uns darauf eingestellt, dass wir uns selbst mit der Airline in Verbindung setzen müssen, um abzuklären, was für die Mitnahme eines Hundes wichtig ist. Auch dachten wir, dass wir den Hund für den Flug selbst einbuchen und die Kosten vorstrecken müssen.
Aber nein! Es war ganz anders! Die Mädels vom Verein wissen nämlich ganz genau welche Bedingungen jede Airline hat, um einen Hund zu befördern. Sie wissen auch welche Hunde noch ausreisen sollen und ob diese in der Kabine mitreisen dürfen oder als Sperrgepäck im Frachtraum. Wo der Hund mitreist, ist nämlich vom Gewicht des Tieres abhängig. Hunde bis 7 kg können in einer Tasche zusätzlich zum Handgepäck im Passagierraum mitgenommen werden. Wir mussten uns deshalb um gar nichts kümmern. Wir haben lediglich unsere Reisedaten (Abflugdatum und -zeit, Ankunftszeit, Flugroute, Airline, Vorgangsnummer des Veranstalters) sowie ein paar persönliche Kontaktdaten mitgeteilt.
Wenn du auch einen Urlaub auf einer Insel planst, dann informiere dich im Vorfeld über ansässige Tierschutzorganisationen via Instagram oder das Internet. Kontaktiere dann einfach den Verein und teile deine Bereitschaft zur Flugpatenschaft mit.
Wie lief die Flugpatenschaft ab?
Bevor unser Urlaub überhaupt gestartet ist, haben wir schon ein Bild von unserem Schützling geschickt bekommen. Wir haben die Nachricht geöffnet und sofort hat unser Herz schneller geschlagen. Diesen Knirps mit seinen langen Schlappohren nehmen wir mit nach Deutschland und ermöglichen ihm damit eine sichere Zukunft in einer liebevollen Familie. Es war der kleine Winston, der zu diesem Zeitpunkt noch Kabou hieß. Wir waren sofort verliebt in den zuckersüßen braunen Welpen. Winston wurde vor Abflug vorschriftsmäßig tierärztlich untersucht, getestet, geimpft, gechippt, entwurmt und besitzt natürlich auch seinen eigenen EU-Heimtierausweis. Seiner Ausreise stand also nichts mehr im Weg.
2 Tage vor der Rückreise nach Deutschland haben Wolfgang und Karen zu uns Kontakt aufgenommen und wir haben einen Treffpunkt am Flughafen vereinbart. In ihrem Shelter hat Winston seine ersten vier Lebensmonate verbracht. Wolfgang und Karin sind zwei wundervolle Menschen, die vor 12 Jahren nach Kreta ausgewandert sind, um hilflose Tiere von der Straße zu retten. In den Jahren haben sie ihr eigenes privates Shelter in Lerapetra erbaut und können dort Fellnäschen einen sicheren Ort auf Zeit bieten. TSV Südkreta unterstützt die Zwei in der Vermittlungsarbeit, da sie dies neben Füttern, Saubermachen, medizinischer Versorgung und Rettung von Notfellchen nicht auch noch leisten könnten.
2 ½ Stunden vor Abflug haben wir uns mit Wolfgang, Karen und natürlich Winston am vereinbarten Treffpunkt getroffen. Winston war wortwörtlich hundemüde, aber auch ein bisschen nervös. Kein Wunder. Wir hatten aber das Gefühl, dass er sich auf seine neue Zukunft sehr freut. Karin hat uns beim Check-In am Schalter geholfen. Unsere Koffer waren somit schon einmal verstaut. Winston musste zum Sperrgepäck gebracht werden. Hier haben wir noch ein bisschen gewartet, sodass Winston noch etwas bei uns bleiben konnte. Der kleine Fratz hatte leider schon über 7 kg gewogen, sodass er nicht bei uns im Passagierraum mitfliegen konnte, sondern im klimatisierten Frachtraum.
Circa 1 ½ Stunden vor Abflug war es dann so weit, dass Winston zum Sperrgepäck gebracht werden musste. Auch hier blieben Wolfgang und Karen immer an unserer Seite. Winstons Box wurde geröntgt. Das war unsere Möglichkeit Winston einmal auf den Arm nehmen zu können. Wir haben ihn ganz fest an uns gedrückt und gesagt, dass alles gut werden wird. Wolfgang flüsterte Winston noch zu: „Mach´s gut mein kleiner Kumpel“. Die Liebe für ihren Schützling war ganz klar zu spüren. Und schon war Winston auf dem Rollband verschwunden.
Es wäre gelogen, wenn wir uns während des 3 ½-stündigen Flugs keine Gedanken gemacht hätten, ob es Winston dort unten im Frachtraum gut geht, ob es zu laut ist, ob es zu kalt ist, ob er Angst hat? Nach der Landung haben wir uns deshalb sofort einen Kofferwagen geschnappt und sind zum Sperrgepäckschalter gerannt. Es hat sich wie Stunden angefühlt bis er endlich von einem Flughaftenmitarbeiter in seiner Box aus dem Aufzug geschoben wurde. Er hat uns gesehen und hat sogar mit seinem Schwänzchen gewedelt. Das war ein wundervoller Moment und die Tränchen standen ein wenig in den Augen.
Die Tränen ließen sich aber gar nicht mehr aufhalten, als sein Frauchen am Ausgang auf uns wartete. Die Tür öffnete sich. Wir haben Irina gesehen und alle Anspannung fiel ab: Winston hat es geschafft und ist jetzt endlich mit seiner neuen Familie vereint. Wir haben Irina den Heimtierausweis übergeben und uns noch von Winston verabschiedet.
Wir können dir wirklich versprechen, dass dein Urlaub nicht emotionaler und schöner enden kann als damit, ein Flugpate / eine Flugpatin gewesen zu sein.
Verbinde deine Reise mit einem Shelterbesuch
Wir können dir nur empfehlen auch das Shelter des Vereins vor Ort zu besuchen, wenn du die Möglichkeit hast. Auch wir haben die Chance genutzt das Shelter von TSV Südkreta in Sitia zu besuchen und eine Futterspende vorbeizubringen. Dieser Besuch war ein sehr emotionales Erlebnis für uns und hat unser Herz mit ganz viel Liebe sowie ein bisschen Traurigkeit gefüllt. Traurigkeit, weil sich diese tollen Lebewesen nach ganz viel Liebe und Zuneigung sehnen, die sie verständlicherweise nicht ausreichend bekommen können. Die Helfer:innen vor Ort geben alles, aber die täglichen Arbeiten vor Ort, lassen die Zeit für Beschäftigung und Kuscheln schmälern. Alle Hunde waren trotz ihrer zum Teil schlechten Erfahrungen freundlich und lieb. Wir möchten deshalb noch einmal verdeutlichen, dass Tierschutzhunde nicht den Stempel mit „schwierig“, „verhaltensauffällig“ oder „aggressiv“ aufgedrückt bekommen dürfen. Für uns gibt es keine Ausrede mehr gegen die Adoption eines Auslandstierschutz- bzw. Tierheimhundes. Das hat unser Besuch im Shelter noch sehr viel stärker verdeutlicht. Und ganz besonders Winston. Denn der kleine, liebe Kerl kam in eine Familie mit Kindern und wird hier als vollständiges, neues Familienmitglied angesehen.
@Julia
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